Deutsch/Französischer Krieg 1870/71

Wie aus heiterem Himmel der Blitz den Menschen erschreckt, so erschrak die Welt über die furchtbare Nachricht, daß der Kaiser der Franzosen, Napoleon III, an König Wilhelm von Preußen am 15. Juli 1870 den Krieg erklärt, am 18. Juli die Kriegserklärung offiziell in Berlin übergeben habe. Dieser Krieg brach mit unglaublicher Schnelligkeit los.
Bereits am 16. Juli standen die badischen Dragoner bei bayrisch Maxau, eine Viertelstunde von Pfortz entfernt zur Recognoscierung bereit.
Am 18. Juli morgens um 4 Uhr patrollierten bayrische Chevanlegers in Büchelberg, am 19. Juli bayrische Jäger, auch badische und preußische Truppen.
Am 21. Juli war der Bienwald von süddeutschem Militär besetzt. - Am 4. August hörte man hier Kanonendonnder von Weißenburg her, die großen gewaltigen Schlachten zwischen Deutschen und Franzosen hatten ihren Anfang genommen.
Beim Sieg der Deutschen fiel der französische General Donai auf dem Gaisberg in der Nähe von Weißenburg. Heute noch erinnert dort ein weithin sichtbares Denkmal an diese Schlacht.
Bei Weißenburg kämpften in den Reihen der Franzosen Turkos aus Afrika. Die meisten wurden getötet oder in den Hospitälern in Schaidt gepflegt. (Turkos-Gräberfeld bei Schaidt im Bienwald).
Am 6. August 1870 fand die Schlacht bei Woerth statt. Straßburg wurde belagert. In Büchelberg hörte man Tag und Nacht den Lärm der Geschütze. Wie in einem Triumpfzug eroberten die deutschen Truppen Straßburg, Metz und Sedan (2. September 1870). Hier übergab sich Napoleon III als Gefangener dem ruhm- und siegreichen König Friedrich Wilhelm I von Preußen und wurde auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel in Hessen abgeführt.
Nach der Einnahme von Paris war der deutsch/französische Krieg beendet und überall feierte man in Deutschland Friedensfeste. Auch in Büchelberg wurde am Mittwoch, den 14. März 1871 mit einem Hochamt das Friedensfest gefeiert, an dem fast alle Einwohner sowie sämtliche aus dem Krieg heimgekehrten Landwehrmänner und Soldaten teilnahmen. Nachmittags wurde ein Umzug durch die Straßen mit Musik gehalten. Die beiden Lehrer, der Bürgermeister Joh. Bapt. Rinnert mit dem Gemeinderat, der Pfarrer Christian Gumbinger, das ganze Dorf nahm teil. Die Lehrer Heinrich Geiger und Carl Kastner sangen mit der Schuljugend patriotische Lieder, anschließend hielt der Pfarrer auf dem alten Gottesacker, einige Schritte südlich der Kirche stehend, eine würdige Rede bei herrlichem Frühlingswetter über die Bedeutung des Friedensfestes sowie über die Bedeutung der zu pflanzenden Linde als Friedensbaum. Der Pfarrer wünschte am Schluß seiner Rede, daß die späteren Nachkommen unter diesem Friedensbaum sich des Friedens erfreuen möchten. Ein Toast, dreimaliges Hoch auf den König Ludwig II von Bayern, auf den deutschen Kaiser und die hiesigen Eltern, welche Söhne bei diesem großen Krieg hatten, schloß die Feier der Pflanzung des Friedensbaumes. Anschließend gab es Musik in den Wirtshäusern und das Volk war froh und heiter wie der Frühling.

An diesem Tag jedoch hatte ein Büchelberger Friedrich Brohsart, genannt "der lange Friedrich" eine Tafel an seinem Hause hängen, mit der Inschrift:

"Ein einig Deutschland ist geschaffen, trotz Finsterling und Pfaffen"

Diese Tafel wurde sofort auf Befehl des Pfarrers und des Bürgermeisters vom Gendarmeriecommandanten abgerissen.

30 Büchelberger wurden zum Kriegsdienst einberufen, davon standen etwa 15 direkt dem Feind gegenüber, doch wurde glücklicherweise keiner verwundet oder getöted. Alle sahen ihre Heimat froh und gesund wieder. So sehr auch die Katholiken mit freiwilligen Gaben an Geld, Wäsche und Lebensmittel aller Art die kranken Soldaten in den Spitälern Frankreichs und Deutschlands unterstützten, wurden sie doch von den teuflisch verlogenen, preußischen Fortschrittlern als Vaterlandsveräter beschuldigt und französischer Symphatien angeklagt.

In den Monaten Juni und Juli 1871 zogen die siegreichen deutschen Truppen aus Frankreich zurück und wurden überall festlich empfangen. Auf der von Lauterburg nach Kandel, in der Nähe von Büchelberg vorbeiführenden Straße zogen Tag und Nacht deutsche Truppen Richtung Heimat. Das Sanitätscorps der I. Sanitätskompanie, welches in München stationiert war, rastete hier sogar 2 Tage.

Informationen aus dem Pfarrbuch

< zurück